Warum wir Dinge aufschieben und was wir dagegen tun können

Ich wollte es machen. Und ich habe es zwei Jahre lang NICHT gemacht. Den Friseurtermin vereinbaren, zu dem ich schon seit Ewigkeiten gehen wollte. Fast genauso lange schiebe ich schon die Arzttermine vor mich hin, obwohl die gar nicht schlimm, dafür aber dringend nötig wären. Die Liste der Dinge, die ich lange Zeit vor mir hergeschoben habe ist lang. Und wenn du diesen Post hier liest, geht es dir wahrscheinlich genauso. Aber warum schieben wir immer wieder so viele Dinge auf?

Geben wir der Aufschieberei doch mal einen Namen: Prokrastination.
Und Wikipedia liefert uns gleich auch noch eine tolle Definition mit:

„Prokrastination, auch „extremes Aufschieben“, ist eine pathologische Störung, die durch ein unnötiges Vertagen des Beginns oder durch Unterbrechen von Aufgaben gekennzeichnet ist, sodass ein Fertigstellen nicht oder nur unter Druck zustande kommt.“

Du weißt, es würde dir besser gehen, wenn du diese und jene Aufgabe schon erledigt hättest. Du weißt, dass du dann weniger Druck und Stress hättest. Sowohl von außen als auch in deinem Inneren. Du hättest mehr Zeit, Energie und Luft für die schönen Dinge im Leben. Aber trotzdem tust du es NICHT.

Für Prokrastination gibt es eine Vielzahl an Gründen. Gründe, um Dinge nicht zu tun, die wir eigentlich tun sollten/wollten/müssten. Gründe, um diese Dinge teilweise wiederholt nicht zu tun. Gründe dafür, dass wir Aufgaben immer und immer wieder vor uns her schieben oder gar nicht erst anfangen. Gründe, uns freiwillig permanent zu unterbrechen (oder uns unterbrechen zu lassen).

Verstehst du erst einmal den Grund für deine Aufschieberitis, fällt es dir vielleicht auch einfacher, damit aufzuhören.

Vielleicht schiebst du Dinge immer wieder auf, weil…:

#1 …es nicht deine Priorität ist

Der jetzige Zeitpunkt zur Erledigung dieser Aufgabe scheint dir unpassend oder eine andere Aufgabe ist wichtiger und hat daher eine höhere Priorität für dich.
(in diesem Post hier zeige ich dir, wie du lernen kannst, deine Prioritäten besser zu setzen)

#2 …die Aufgabe dich überfordert/unterfordert

Beides kann zum Aufschieben führen. Aufgaben, die dich überfordern, können zu groß, zu anspruchsvoll oder zu komplex sein. Du kannst diese Aufgabe nicht überblicken und hast keine Ahnung, wie du sie bewältigen sollst. Andersherum können auch Aufgaben, die dich unterfordern zum prokrastinieren einladen. Beispielsweise eine langweilige Aufgabe, die dir absolut kein Spaß macht.

#3 …du den Sinn nicht verstehst

Die Aufgabe macht für dich keinen Sinn, weil du den Hintergrund oder Gesamtzusammenhang nicht kennst. (dieser Grund ist häufig in der Arbeitswelt anzutreffen, wenn du Aufgaben bekommst, zu denen du keine weiteren Informationen erhältst)

#4 …du zu perfektionistisch bist

Ja, auch Perfektionismus kann zu Prokrastination führen. Du bremst dich mit deinen zu hohen Ansprüchen an dich und das Ergebnis aus und fängst gar nicht erst an, weil es nicht gleich zu Beginn 100% perfekt wird.

#5 …du Angst hast

Angst hindert uns an vielem. Angst ist ein Schutzmechanismus und das natürlichste der Welt. Aber oftmals meint es die Angst ein wenig zu gut mit uns und möchte uns vor Dingen beschützen, die gar nicht so gefährlich sind, wie unsere Angst es vermuten lässt. Deine Angst lässt dich zweifeln, ob du die Aufgabe überhaupt schaffst. Und sie möchte dich vor Konsequenzen und Überforderung beschützen. Oder davor, deinen eigenen Ansprüchen und Erwartungen nicht gerecht werden zu können.

#6 …du dich nicht entscheiden kannst

Kennt doch sicherlich jeder, oder? Wie oft stehen wir vor der Entscheidung zwischen mehreren Alternativen? Es fällt uns wirklich schwer, uns zu entscheiden. Und statt uns zu entscheiden machen wir – genau- gar nichts.

Es gibt sicherlich noch genügend andere Gründe, warum wir Dinge aufschieben. Und oftmals treten mehrere Gründe gleichzeitig auf. Aber was nun?

Die schlechte Nachricht vorweg: Es gibt nicht DIE Lösung, die für alles und jeden passend ist. So individuell wie unsere Gründe sind auch die Lösungsansätze. Folgende drei Schritte können dir aber helfen, deine Prokrastination zu verstehen und dagegen anzugehen:

Schritt 1: nimm es wahr

Nimm es ganz bewusst wahr, wenn du eine Aufgabe gerade aufschiebst. Diese Selbsterkenntnis ist wichtig, denn die Lösung kann schon daran scheitern, dass wir uns gar nicht bewusst sind, dass wir prokrastinieren.

(„Es gibt Dinge, die ich immer wieder aufschiebe“)

Schritt 2: nimm es an

Erkenne den Grund (oder die Gründe) für dein Aufschieben und nimm ihn an. Bleibe dabei sachlich und neutral. Dein Problem löst sich nicht schneller, nur weil du dich selbst verurteilst, dir die Schuld gibst und dir ein schlechtes Gewissen machst. Es kann sogar das ganze Gegenteil bewirken.

(„Es gibt Dinge, die ich immer wieder aufschiebe. Dazu gehört auch […] und ich schiebe es auf, weil…)

Schritt 3: pack es an

Wenn du dir deiner Prokrastination bewusst bist, sie erkennst und annimmst, dann wird es dir leichter fallen, zu erkennen, wo du ansetzten kannst, um dem entgegenzuwirken. Sind es schlechte Gewohnheiten? Dein Denkmuster oder deine Herangehensweise? Sind es die Rahmenbedingungen oder deine Umwelt? Oder etwas ganz anderes?

Ein kleiner Tipp zum Schluss: vielleicht hilft es dir schon, deine Einstellung und Sichtweise zu ändern. Vielleicht:
-ist die Aufgabe gar nicht so wichtig und du könntest sie komplett streichen
-macht es mehr Sinn, die Aufgabe an jemand anderes zu delegieren
(schau dir zu diesen beiden Punkten gern einmal die Eisenhower Methode an)
-kannst du die Aufgabe auf später verschieben, weil sie JETZT nicht wichtig ist
(mach dir dafür zum Beispiel eine ABC-Liste)
-brauchst du einfach Zeit, um Dinge in deinem eigenen Tempo erledigen zu können

Und wenn alles nichts hilft und du nicht weiter weißt, schreib mir einfach. Dann helfe ich dir.

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